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Interview Weihnachtsfeier = Arbeitszeit

Das Thema Work-Life-Balance ist gerade mit Bezug auf die Generation Zimmer wieder ein wichtiges Thema. Doch neben den vielen Ratgebern und Tipps ist vor allem die praktische Umsetzung im Betrieb ein entscheidender Faktor. Wir haben mit Ralf Jendrossek, Betriebsleiter bei Jendrossek Autoteile GmbH in Hildesheim, und Azubi Max darüber gesprochen.



Herr Jendrossek, das Thema Work-Life-Balance ist seit einiger Zeit schon in aller Munde, mit dem Eintritt von Generation Z verändern sich auch die Bedingungen, Nachwuchs zu gewinnen. Wie ist die Lage bei Ihnen?

» Ralf Jendrossek: Aktuell suchen wir auf die genannten Themen die richtigen Antworten. Ich sehe das definitiv als Herausforderung der kommenden Jahre, die junge Generation für das Handwerk zu begeistern. Grundsätzlich läuft es in diesem Bereich tatsächlich noch sehr gut, wir haben mehr Bewerbungen als wir Ausbildungsplätze zur Verfügung haben. Im Bereich der ausgelernten Fachkräfte ist die Situation dagegen genauso schlecht wie in den anderen Betrieben.



Max, du hast nach der Schule deine Ausbildung bei Herrn Jendrossek begonnen, bald steht die Abschlussprüfung an. Wie hast du den Weg ins Handwerk gefunden?

» Max: Wir haben in der Familie immer einen Bezug zum „Schrauben“ am Auto gehabt. In der Schulzeit habe ich zwischendurch mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann geliebäugelt. Das hatte sich dann aber schnell erledigt. Ich habe mich dann bei Herrn Jendrossek beworben und nach einem Praktikum meine Ausbildung begonnen. In der Schule haben wir bei der Berufsorientierung wenig vom Handwerk mitbekommen.

» Jendrossek: Und hier besteht doch wirklich ein Problem. Bei diesem Thema muss was passieren, sonst werden wir in den nächsten Jahren noch viel schwerer junge Menschen für das Handwerk begeistern. In 10 Jahren repariert sonst keiner mehr irgendwas!







"Die Weihnachtsfeier ist für uns als Team immer ein schöner Anlass,
um auch außerhalb vom Arbeitsalltag gemeinsam Zeit zu verbringen."

Max, Auszubildender bei Jendrossek Autoteile GmbH

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Welche Maßnahmen setzen Sie bei sich um, um die Attraktivität des Betriebs, aber auch des Handwerks insgesamt zu erhöhen?

» Jendrossek: Wir setzen hier auf verschiedene Maßnahmen. Zunächst haben wir uns dazu entschieden, Samstags nicht mehr zu öffnen. Das ist in unserer Branche etwas ungewöhnlich, ermöglicht unseren Mitarbeitern aber mehr Zeit für ihre Familien, auch wenn wir unseren Kunden damit nicht immer gerecht werden. Darüber hinaus haben wir uns dazu entschieden, unsere Weihnachtsfeier in der Arbeitszeit zu machen, kleines Geschenk für unsere Mitarbeiter inklusive. Die Werkstatt bleibt dann halbtags geschlossen.

» Max: Die Weihnachtsfeier ist für uns als Team immer ein schöner Anlass, um auch außerhalb vom Arbeitsalltag gemeinsam Zeit zu verbringen. Das schweißt zusammen!



Wie kommen freie Samstage und Weihnachtsfeier in der Arbeitszeit bei den Mitarbeitern an?

» Jendrossek: Wir erleben hier generationenübergreifende Akzeptanz. Natürlich fragen vor allem die erfahrenen Kollegen auch, wie das mit den Vorstellungen der Kunden vereinbar ist, aber insgesamt sind natürlich alle dankbar für mehr Freizeit.



Max, welche Relevanz hat für dein Leben die Arbeit und wie wichtig ist dir Freizeit?

» Max: Morgens vor der Arbeit gilt mein Fokus meinem Job. Und auch, wenn es mal Hochphasen gibt, habe ich keine Probleme damit, mehr zu arbeiten. Am Ende des Tages bin ich dann aber natürlich auch froh, Zeit für meine Familie, meine Freundin und unseren Hund zu haben. Dass wir Samstags nicht mehr geöffnet haben, macht das Wochenende natürlich länger, das ist super!



Herr Jendrossek, die Generation Z sehnt sich nicht nur nach Stabilität, sondern auch nach Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung. Was sind Ihre Antworten als Betrieb auf diese Bedürfnisse? »

» Jendrossek: Unabhängig von den verpflichtenden Weiterbildungen achten wir sehr darauf, dass sich jeder Mitarbeiter individuell fortbilden kann. Dafür bieten wir sowohl interne, als auch externe Schulungen an. Wir haben beim Umbau des Betriebs darüber hinaus darauf geachtet, dass alle Räumlichkeiten und auch die Werkstätten lichtdurchflutet und mitarbeiterfreundlich aufgebaut sind. Wir haben dazu auch einige Sozialräume mit großer Show-Küche, Boxring, Bar, Billard und Dartscheibe ergänzt. Auf unserer Dachterrasse kann im Sommer zur Pause frisch gegrillt werden. Das kommt bei unseren Mitarbeitern sehr gut an!







„Bei diesem Thema muss was passieren, sonst werden wir in den nächsten Jahren noch viel schwerer junge Menschen für das Handwerk begeistern. In 10 Jahren repariert sonst keiner mehr irgendwas!"
Ralf Jendrossek, Betriebsleiter bei Jendrossek Autoteile GmbH über die Schwierigkeit,
junge Menschen für das Handwerk zu begeistern.

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Früher galt das Prinzip, dass Wissen und Erfahrung mit zunehmendem Alter steigen. Doch in Zeiten immer schnellerer Veränderungen gilt dieses Prinzip nicht mehr. Sehen Sie hier Konflikte im Betrieb?

» Jendrossek: Überhaupt nicht. Das Thema nehmen wir eher als optimale Ergänzung wahr. So können sich die praktisch Erfahrenen und die „Digital Natives“ super ergänzen. Ich sehe da überhaupt kein Problem. Das ist aber natürlich auch immer eine individuelle Frage, ob man sich damit arrangieren kann.



Bei der Generation Z geht nichts ohne die Digitalen Kanäle. Wie ist Ihr Betrieb hier aufgestellt?

» Jendrossek: Hier sind wir gerade dabei, uns zu professionalisieren. Die Söhne meines Bruders (Matthias Jendrossek, Geschäftsführer, Anm. d. Red.) sind jetzt auch mit in den Betrieb eingestiegen und haben sich dieser Sache angenommen. Für sie ist das Thema wesentlich greifbarer



Dieser Artikel ist am 15. Dezember 2022 im Norddeutschen Handwerk erschienen.

Herbst

Yannik Herbst

Referent für Politische Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit
Stellv. Pressesprecher

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