Gruppenfoto aller Beteiligten
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Politik wählt Meister

"Weshalb genau haben Sie sich für den Weg der Meisterausbildung entschieden?", fragt Dr. Gabriele Andretta, Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages, einen jungen Meisteranwärter im Lehrsaal der Elektrotechniker. "Der Meisterbrief ist meine Investition in die Zukunft, ich erhoffe mir von ihm eine bessere berufliche Perspektive", antwortet er. Eine kurze Frage, eine schlüssige Antwort und schon sind die Damen und Herren aus Bundestag und Landtag sowie die anwesenden Vertreter der Handwerkskammer (darunter Präsident Roman, Hauptgeschäftsführerin Heidmann und Geschäftsführer Garms) mitten im Thema. Die Abgeordneten nehmen sich Zeit für die Meisteranwärter. Sie wollen von den Elektrotechnikern, unter denen auch eine junge Frau sitzt, wissen, wie ihre Ausbildung aufgebaut ist, ob sie Meister-BAföG beziehen und ob sie ihre Meisterkarriere mit einer Neugründung oder einer Betriebsnachfolge auf die Füße stellen möchten. Zur Freude der politischen Spitzen kommen fast alle anwesenden Elektrotechniker aus dem südniedersächsischen Kammerbezirk und möchten später auch in der Region als Meister tätig sein. Eine schöne Quote, die aber auch mit der zukunftsträchtigen Branche der Elektrotechnik zusammenhänge, erklärt Heidmann. In anderen Gewerken, speziell im Lebensmittelhandwerk, sehen die Zahlen bei den Betriebsübernahmen bei weitem nicht so gut aus. "Von den über 8.000 Betrieben in unserem Kammerbezirk müssten in den nächsten 15 Jahren 2.500 Übernahmen stattfinden, doch leider sind diese nicht immer schon geklärt", so die Hauptgeschäftsführerin.

Auch das derzeitige Schreckgespenst der EU, die weitere Abschaffung des Meisterbriefs, ist bei den Meisteranwärtern thematisch präsent. "Ist der Meistertitel im europäischen Ausland bald noch etwas wert? Können Fachkräfte aus anderen EU-Ländern mit unseren Standards und technischen Normen mithalten?", sind Fragen, die die jungen Menschen beschäftigen. Vizepräsidentin Andretta gibt hierfür jedoch Entwarnung und stellt klar, dass Aufweichungen bei der Meisterpflicht nicht geplant seien. Der Meister sei unabdingbar, genauso wie das Duale Ausbildungssystem, ergänzt Brigitte Pothmer, Bundestagsabgeordnete aus Hildesheim. Sie begründet die relativ niedrige Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland mit den vorbildlichen bildungspolitischen Strukturen und den hohen technischen Standards.

Im weiteren Verlauf des Treffens geht es immer wieder um den demografischen Wandel, um fehlende Fachkräfte in vielen Gewerken, die Abwanderung junger Menschen aus ländlichen Regionen, die schwierige Suche der Betriebe nach geeigneten Lehrlingen und Abbruchquoten. Gezielte Maßnahmen, die Handwerksbetrieben bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden helfen sollen, wären vor einigen Jahren erfolgreich eingeführt worden, so Garms. Doch dies allein wird langfristig kaum ausreichen, darüber sind sich alle Anwesenden einig. Der Imagewechsel ist in vollem Gange. Der Ansatz heißt "Karriere im Handwerk". "Das Handwerk ist keine Einbahnstraße, wer sich nach seinem Meister noch für ein Studium, z.B. an einer Fachhochschule, entscheidet, dem stehen sämtliche Türen offen", so Andretta. "Genauso ist der Weg in die Hochschule keine Einbahnstraße, sondern ein Weg zurück in die Führungspositionen des Handwerks", erklärt Roman.