Kinderbücher

Bücher für die BerufsorientierungKinder an die Macht

Sie ist Handwerkerin, Model, Influencerin und seit knapp einem Jahr auch Autorin eines Kinderbuches – Sandra Hunke (120.000 Follower auf Instagram). Schon früh musste sich die gelernte Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, die seit neun Jahren auf dem Bau arbeitet, mit Klischees auseinandersetzen. Mädchen spielen mit Puppen und Jungs treffen sich auf der Wiese zum Fußball spielen. Kein Wunder also, dass das Kinderbuch „Bella Baumädchen – Du kannst alles werden!“ (Edel Kids Books), das Hunke zusammen mit Bestsellerautorin Britta Sabbag und Illustrator Igor Lange veröffentlicht hat, autobiografische Züge aufweist. Wie die Titelheldin Bella musste auch Sandra Hunke viele Diskussionen führen, ob Frauen überhaupt in den Bauhandwerken arbeiten sollten. Bei Bellas Freundinnen sorgt ihre Freude am Bauen, Schrauben und Reparieren für Kopfschütteln und auch die Jungs trauen ihr vieles nicht zu. Von den Zweiflern lässt sich Bella allerdings nicht beirren, das Bau-Projekt Spielhaus wird trotzdem in Angriff genommen. Als Regen aufzieht, sind sogar die Zweifler dankbar für Bellas Einsatz und ihr Talent.

Bella Baumädchen ist nur eines von mehreren Mut machenden Kinder- und Jugendbüchern zum Thema Handwerk, das 2022 veröffentlicht wurde. „Minna und die magische Stadt“ von Autorin Carina Zacharias, erschienen im Wunderhaus Verlag, richtet sich an junge Leserinnen und Leser ab 10 Jahren. „Eines Tages […]“, sagte Minna zum tausendsten Mal, „werde ich von hier fortgehen, in die Stadt reisen und eine magische Handwerkerin werden.“ Minna ist ein 12-jähriges Waisenmädchen, das davon träumt, Buchbinderin zu werden. Es gelingt ihr tatsächlich auch in der Magischen Stadt, in der alle Handwerkerinnen und Handwerker Zauberkräfte haben, eine Lehrstelle zu bekommen. Zu dumm, dass der mürrische Buchbinder, bei dem sie in die Lehre gehen möchte, keine Bücher mehr binden will. Was ist mit ihm passiert? In den Katakomben der Unterstadt deckt Minna nach und nach die Schattenseiten der Stadt auf und macht dabei viele Bekanntschaften mit Handwerkern, die ihre Freunde werden, darunter ein Uhrmacher, ein Schuhmacher und ein Bäcker.  

Nicht ganz so aufregend, dafür aber durchaus lehrreich (auch für große Leser), ist die Berufe-Reihe der beliebten Pixie-Bücher vom Carlsen Verlag für Kindergarten- und Grundschulkinder. Zwischen 2007 und 2016 wurden mehrere Titel zu jeweils einem Handwerksberuf veröffentlicht (eine Auswahl siehe Abbildung). In liebevoll bebilderten kleinen Geschichten begleiten Kinder Handwerkerinnen und Handwerker bei ihrer täglichen Arbeit, finden Gefallen an den Tätigkeiten und stellen die richtigen Fragen, die auch Erwachsene stellen möchten, sich aber oft nicht trauen). Warum haben Zimmermänner unten so breite Hosen?  Viele Publikationen sind in direkter Zusammenarbeit mit den handwerklichen Fachverbänden entstanden und sind somit auch hinsichtlich der fachlichen Vermittlung ein Garant für die korrekten Bezeichnungen von Vorgängen, Werkzeugen und Tätigkeiten. Dabei schrecken die Publikationen keineswegs vor der Erwähnung neuer Technologien wie Smart Home zurück, auch das Thema Nachhaltigkeit spielt in den erklärenden Sequenzen immer wieder eine Rolle. „Wenn ich groß bin, möchte ich auch Kindergärten aus Holz bauen“, meint Lina in dem Buch „Mein Bruder ist Zimmermann“ von Hanna Sörensen. Ihr Bruder Tim ergänzt mit großen Plänen: „Ich mache meinen Meister und bilde dich dann zur Zimmerin aus“.

Einblicke in die Ausbildungsstruktur des Handwerks gewährt auch das Pixie-Buch „Helene geht zur Meisterschule“ – quasi ein Rundgang durch ein imaginäres Bildungszentrum einer Handwerkskammer. Helene begleitet ihren Onkel, der in einem Bildungszentrum Meister ausbildet, und lernt die Vielfalt der handwerklichen Berufe kennen.

Alle Bücher – ganz gleich, ob für die kleinen oder größeren Kinder – zeigen eindrücklich die Relevanz handwerklicher Arbeiten, die aus unserem Leben und Alltag nicht wegzudenken ist. Anhand der sympathischen Vorbilder in den Büchern lernen junge und erwachsene Leser: Ohne Handwerk läuft gar nichts, Handwerker helfen, wenn das Dach kaputt ist, sie reparieren Fahrräder, sie sorgen für die Stromversorgung und für fließendes Wasser. Einige kümmern sich um unseren Hunger. Handwerkerinnen und Handwerker machen eine verdammt wichtige Arbeit, ohne sie werden noch nicht einmal unsere Grundbedürfnisse gedeckt. Handwerker verdienen unsere Wertschätzung.  

Hinter jeder wertvollen handwerklichen Arbeit stecken Menschen wie du und ich – da ist es doch naheliegend selbstbewusst zu seinen Leidenschaften, Neigungen und Talenten zu stehen und später selbst einmal dazuzugehören.

Dieser Artikel ist am 23. Januar 2023 im Norddeutschen Handwerk erschienen.

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Stefan Pietsch

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