Gespräch auf Augenhöhe

Handwerk trifft PolitikGespräch auf Augenhöhe

Eigentlich wollte er nur eine Stunde bleiben. Für den Besuch von Mitgliedern des Meister Netzwerkes und Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhabern aus dem Kammerbezirk Hildesheim-Südniedersachsen nahm sich Wirtschaftsminister Olaf Lies am 24. August 2023 eine gute Dreiviertelstunde mehr Zeit. Zeit, die sowohl vom Gastgeber als auch den teilnehmenden Handwerkerinnen und Handwerkern konstruktiv genutzt wurde.

Nach einer informativen Führung durch den Niedersächsischen Landtag, ergriffen die Teilnehmer aus verschiedenen Gewerken die Chance, mit dem Minister über aktuelle handwerkspolitische Themen und Herausforderungen aus ihrer betrieblichen Praxis zu diskutieren. „Oft fehlt den jungen Menschen, die für eine Ausbildung oder ein Praktikum zu mir in den Salon kommen, die Ausbildungsreife. Viele haben völlig falsche Vorstellungen vom Beruf“, bedauerte Friseurmeisterin Nadja Tittel aus Hildesheim. Aus ihrer Sicht müsse die Politik der Berufsorientierung in Schulen - verbunden mit Werkunterricht oder mehr Pflichtpraktika (insbesondere auch an Gymnasien) - einen höheren Stellenwert einräumen. Elektrotechnikmeister Bernd Franke aus Uslar wies in diesem Zusammenhang auf die dürftige Ausstattung der Berufsschulen hin, die eine zeitgemäße Beschulung der dringend benötigten Fachkräfte von morgen erschweren würde.

Lies lobte die Idee hinter diesem Format des Meister Netzwerkes, in dem Handwerkerinnen und Handwerker direkt aus ihrer betrieblichen Praxis die Eindrücke vom politischen Geschehen schildern konnten. „Das ist in der Tat etwas anderes, als sich mit der politischen Interessenvertretung der Verbände oder Kammern zu unterhalten“, so der Minister. HWK-Vorstandsmitglied Michael Reese, Inhaber einer Göttinger Tischlerei, ging auf die Einbrüche in den Bauhandwerken ein: „Möbeltischlereien sind immer ein guter Indikator dafür, dass Kunden im privaten und gewerblichen Sektor zurückhaltender werden. Handwerklich gefertigte Möbel sind dann plötzlich Luxusgut und da kaufen viele lieber in großen Möbelhäusern ein.“ Diese Ansicht teilte auch Malermeister Uwe Jeckstadt aus Lamspringe. „Vor einem Jahr konnte ich von zehn Angeboten acht in Aufträge umwandeln, inzwischen fallen von zehn Angeboten maximal fünf Aufträge ab.“ 

Neben dem auf Bundesebene beschlossenen Gebäudeenergiegesetz (das laut Minister Lies nicht gut kommuniziert wurde) oder dem Industriestrompreis war auch die Bürokratiebelastung kleiner Betriebe ein Herzenthema der Besucher. „Für große Betriebe mit ihren Abteilungen im Büro ist die Umsetzung vieler Regelungen sicher kein Problem. Mir geht allerdings Zeit verloren, in der ich nicht produktiv in meinem Handwerk arbeiten kann“, machte Buchbinderin Monika Bertram aus Harsum deutlich. Wirtschaftsminister Olaf Lies stellte dazu fest, dass viele Auflagen und Dokumentationspflichten allerdings nicht landesseitig verschuldet seien, sondern aus Brüssel oder Berlin kämen. Dies habe die Stabstelle für Bürokratieabbau, die unter seinem Vorgänger im Wirtschaftsministerium Dr. Bernd Althusmann ins Leben gerufen wurde, ermittelt. Beim Thema der komplizierten öffentlichen Vergaben, bei denen die Auswahl Handlungsspielräume bei der Vergabe von Aufträgen erhalten und keine Angst vor Sanktionen haben müssen“,  so der Wirtschaftsminister.

Malermeister Jeckstadt überreichte dem Minister zum Ende des Nachmittags eine Liste mit aus seiner Sicht leicht umsetzbaren Forderungen, die dazu beitragen können, das Handwerk in Niedersachsen spürbar zu entlasen. Der Minister sprach wiederum gleich die nächste Einladung für einen Austausch „Handwerk trifft Politik“ aus. „Das nächste Mal treffen wir uns nebenan im Wirtschaftsministerium“, so Lies bei der Verabschiedung. 

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