Seit einigen Wochen im halbautomatischen Verfahren: Die Familien Dornieden (links) und Nolte mit ihrer neuesten Investition.
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Seit einigen Wochen im halbautomatischen Verfahren: Die Familien Dornieden (links) und Nolte mit ihrer neuesten Investition.

Mensch gegen Maschine? Die Frage stellt sich für die Zimmerei Dornieden & Nolte nicht. Die neue Abbundmaschiene entlastet die Mitarbeiter in der Vorfertigung. Diese können sich dann wichtigeren Aufgaben zuwenden.Keine Angst vor Automatisierung

Die Zimmerei Dornieden & Nolte aus Duderstadt setzt mit CNC-gesteuerter Abbundmaschine auf eine halbautomatische Vorfertigung. Derartige Bearbeitungszentren wie der „Techno Fast“ verändern nicht nur Produktionsabläufe in Betrieben. Letztendlich verändern sie das altehrwürdige Zimmerhandwerk – und zwar zum Guten.

Vor knapp drei Jahren haben Ingo Dornieden und Stefan Nolte ihren 2001 gegründeten Betrieb aus dem Göttinger Umland direkt nach Duderstadt verlegt. Die auf elf Mitarbeiter gewachsene Zimmerei und die zunehmende Auftragslage verlangten schlichtweg eine größere Halle und mehr Lagerfläche. In der neuen Halle tätigten die zwei Betriebsinhaber schnell Investitionen, für die zuvor schlichtweg der Platz gefehlt hat.

Zum Jahresbeginn kam für Dornieden und Nolte die neueste Errungenschaft hinzu: Eine Abbundmaschine mit 5-Achsen-Fräskopf, doppeltem Motorausgang und Programm für die Balkenbearbeitung mit 3D-Visualisierung. Sie ermöglicht eine noch genauere und schnellere Ausarbeitung und Vorfertigung der Hölzer für Dachstuhl-, Carport- und Holzkonstruktionen. Beim Holz gibt es kaum Verschnitt, so ist der automatische Abbund auch noch ressourcenschonend und hilft Materialkosten einzusparen.

Schneller, präziser, effizienter – und das ohne den Einsatz von klassischen Handmaschinen. Es ist nicht zuletzt diese Beschreibung digitaler und automatisierter Technologien, die Handwerkern aus sämtlichen Gewerken einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Die Befürchtung: Traditionelle Verarbeitungstechniken sterben aus, der Handwerker wird von digitalen Innovationen verdrängt, am Ende gar überflüssig. Dornieden kann diese pessimistische Sichtweise nicht teilen: „Es stimmt zwar, dass die Abbundmaschine drei Mitarbeiter in der Vorfertigung ersetzt. Diese kann ich nun aber für wichtigere Aufgaben abstellen. Sie können auf den Baustellen mehr Aufträge abarbeiten.“

Das CNC-gesteuerte Bearbeitungszentrum steht also in keiner Konkurrenz zu einem der Mitarbeiter. Im Gegenteil: „Draußen auf dem Dach ist kein Mensch zu ersetzen“, weiß Dornieden. In luftiger Höhe spielen Erfahrung, Intuition und zum Teil auch Improvisation eine Rolle – all das, was eine Maschine trotz oder gerade aufgrund ihrer Genauigkeit (noch) nicht leisten kann. Bei der digitalen Wende im Betrieb behauptet sich in erster Linie Doniedens Sohn, der erst kürzlich seine Gesellenprüfung abgeschlossen hat und sich aktuell ausgezeichnet in die neuen Technologien einarbeitet. „Eine Frage der Generation“, findet Mitstreiter Nolte, „schließlich wachsen die jungen Leute mit digitalen Medien auf und der Zugang fällt ihnen leichter.“

Das Berufsbild des Zimmerers und die vorausgehende Ausbildung leiden seiner Meinung nach nicht unter den Veränderungen, die digitale und automatisierte Technologien mit sich führen. „Erleichterung heißt nicht Vereinfachung“, sagt Dornieden. „Die vollständige Einarbeitung in die neue Maschine wird bei uns allen noch eine Weile dauern. Allein die erste Schulung durch den Hersteller hat drei Tage in Anspruch genommen.“

Digitalisierungs- und Automatisierungstendenzen werden bestenfalls weniger Einfluss auf die Komplexität einzelner Berufsbilder haben, als oft befürchtet wird. Am Ende, so zeigt es sich am Beispiel des Zimmereibetriebs, bleiben anspruchsvolle Vorgänge wie Montage, Baustatik und der individuelle Feinschliff in Menschenhand. Hinzu kommen kognitive Aufgaben im Umgang mit Informationstechniken. Dem Schwund einfacher manueller Aufgaben (im Sinne der Arbeitserleichterung und bestenfalls auch der gesundheitlichen Schonung der Mitarbeiter) steht ein Zuwachs geistiger Prozesse von Kontrolle, Protokollierung und Überwachung entgegen. Denn jede Maschine braucht einen Menschen, der sie kennt und kontrollieren kann.

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Stefan Pietsch

Teamleitung Kommunikation und Kursmanagement
Pressesprecher

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