Sonderseite zum Norddeutschen Handwerk, Ausgabe 6Aus Bildung wird Zukunft

Ausbildung lohnt sich

Wie wir es auch in unserer Magazin-Ausgabe 2022-06 bereits verdeutlicht haben: Der Nutzen von Ausbildung überwiegt ganz klar den Kosten - auch für den Betrieb selbst. Viele Betriebe haben dies erkannt und bilden seit etlichen Jahren kontinuierlich die neue Handwerker-Generation aus.

In der bibb-Kosten-Nutzenerhebung wurden rund 3.000 Ausbildungsbetriebe und 1.000 Nichtausbildungsbetriebe befragt. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass für einen großen Teil der Betriebe die betriebliche Ausbildung zunächst mit Kosten verbunden war und somit eine Investition darstellte. Die Betriebe leisteten einen wichtigen Beitrag für die Finanzierung des deutschen Bildungssystems. Hochgerechnet auf Deutschland ergaben sich Nettokosten in Höhe von 8,4 Milliarden Euro.

Den vollständigen Bericht haben wir Ihnen hier zum Download bereitgestellt.







Neue Wege gehen

Der öffentliche Auftritt und vor allem auch digitale Angebote können in Bezug auf Nachwuchsgeinnung ein entscheidender Faktor sein. Daher ist es besonders wichtig, sich in diesem Punkt ausreichend zu informieren. In einer Untersuchung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) sind folgende Erkenntnisse festgestellt worden:

Eltern sind die ersten Ansprechpartner für die Jugendlichen im Prozess der  Berufsorientierung – auch in der Corona-Pandemie. Andere Angebote wie Berufsmessen, Beratung der Agentur für Arbeit, Betriebsbesichtigungen und vor allem Praktika sind im vergangenen Jahr zum großen Teil ausgefallen und konnten nur bedingt durch digitale Formate ersetzt werden. Dabei sind für die Schülerinnen und Schüler Praktika besonders wichtig und nützlich, da dort der direkte Vergleich zwischen Wunschvorstellung und Realität stattfindet. Mädchen und Jungen nutzen Angebote der Berufsorientierung unterschiedlich stark: Während die Mädchen mehr über das Internet und Social-Media-Kanäle recherchieren und auch mehr das Informationsmaterial der Schulen und der Berufsberatung der Arbeitsagentur nutzen, greifen Jungen eher auf das Informationsmaterial von Unternehmen zurück und nutzen Betriebsbesuche vor Ort.
Um Berufsorientierung auch während der Corona-Pandemie zu ermöglichen, haben viele Akteure kurzfristig digitale Angebote geschaffen. Dazu zählen digitale Unternehmertalks, Online-Berufsberatungen, virtuelle Ausbildungsmessen und weitere Angebote. Auch wenn diese digitalen Berufsorientierungsmaßnahmen kein vollständiger Ersatz sind, werden sie auch von den Jugendlichen gut  angenommen: Etwa 28 Prozent der Befragten haben bereits eines oder mehrere digitale Berufsorientierungsangebote in Anspruch genommen. Dabei sind digitale Berufsberatungen die am häufigsten angebotenen Formate. Digitale Berufsmessen werden an den Schulen nur bei etwa jeder bzw. jedem zehnten Befragten angeboten. Noch weniger verbreitet sind digitale Unternehmertalks.
Mehr als jede bzw. jeder vierte Befragte nutzt Social-Media-Kanäle zur Berufsorientierung. Vor allem die (audio-) visuellen Plattformen Instagram und YouTube sind bei den Schülerinnen und Schülern beliebt. Sie werden von ihnen als wichtige Informationsquellen für die Berufsorientierung eingeschätzt. Auf diesen Plattformen können Unternehmen in kurzen Videos ihr Unternehmen, das Team und den Ausbildungsalltag zeigen. 83,4 Prozent der YouTube-Nutzerinnen und -Nutzer sehen die Videoplattform als besonders hilfreich an. Instagram wird von 60,2 Prozent als hilfreich bei der Berufsorientierung eingeschätzt.
Über 80 Prozent der Befragten wünschen sich eines oder mehrere Angebote zur Berufsorientierung von Unternehmen. Tendenziell haben Schülerinnen einen höheren Informationsbedarf als Schüler. Am häufigsten wünschen sich Schülerinnen und Schüler Unterrichtsbesuche, bei denen Unternehmensvertreter in die Schule kommen. Etwa vier von zehn Befragten wünschen sich Unternehmenspraktika. Auch digitale Angebote und Besuche vor Ort sind für etwa ein Drittel der Befragten interessant. Aus Sicht von Schülerinnen und Schülern ist es nicht hilfreich, wenn Unternehmen Informationen direkt für Lehrkräfte und Eltern bereitstellen. Eltern sind zwar faktisch die wichtigsten Ansprechpartner, allerdings möchten Jugendliche Berufsinformationen direkt erhalten und finden es weniger hilfreich, wenn dies über die Eltern geht. Denn die direkte Information aus erster Hand ist ungefiltert und ermöglicht das Anbringen konkreter Rückfragen Dies zeigt auch den Wunsch der Jugendlichen nach Unabhängigkeit.
Nur etwa 13 Prozent der Befragten interessierten sich für eine berufliche Ausbildung. Über ein Drittel der Befragten würde gern einen Studienberuf ergreifen, ein weiteres Drittel machte keine Angabe. Einer von zehn Jugendlichen weiß noch nicht, ob sie oder er eine Ausbildung oder ein Studium wählen möchte. Besonders aufgeschlossen für eine berufliche Ausbildung sind Jugendliche, die sich für kaufmännische Berufe interessieren. Häufig genannte Berufswünsche sind zum einen die kaufmännischen Berufe wie Bürokaufleute oder ein BWL-Studium, zum anderen MINT-Berufe wie eine Ausbildung zur Laborantin/zum Laboranten oder Ingenieursstudiengänge. Nach wie vor sind die Berufswünsche stark geschlechtstypisch geprägt: Während junge Männer sich stärker für MINT-Berufe interessieren, sind junge Frauen eher an Gesundheits- und sozialen Berufen interessiert.
TextAuf die Frage, ob die Aufteilung von Beruf und Haushalt, wie ihre Eltern sie vorleben, ein Vorbild für die Befragten ist, sagen etwas mehr Jungen (27,5 Prozent) als Mädchen (24,7 Prozent), dass sie sich ihr späteres Leben genauso vorstellen. Je mehr Stunden die Mutter arbeitet, desto eher wird die elterliche Aufteilung von Beruf und Arbeit auch als Vorbild gesehen. Wenn dagegen die Mutter gar nicht arbeitet, sagt ein Großteil der Jugendlichen, dass sie später eine andere Aufgabenteilung wählen möchten. Darüber hinaus hat die Berufstätigkeit der Mutter auch Auswirkungen auf die eigene Karriereplanung. So zeigt sich, dass Jugendliche eher wissen, welchen Beruf sie ergreifen wollen, wenn die Mutter arbeitet.
Unternehmen können vielfältig bei der Berufsorientierung aktiv werden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass dies auch digital gelingen kann. Digitale Ausbildungsmessen, digitales Azubi-Speed-Dating, Online-Praktika oder Social Media sind wichtige digitale Wege, damit sich Jugendliche über Berufe informieren können. Zudem sollten Unternehmen die geschlechtsunabhängige Berufswahl fördern.
 

Für Betriebe ergeben sich daraus eine Reihe an Handlungsempfehlung. Die vollständige Studie haben wir Ihnen auf dieser Seite zum Download hinterlegt. Darüber hinaus finden Sie dort auch die Handlungsempfehlungen für Betriebe.




Ausbildungs-Abbrüche verhindern

Ist ein Auszubildender im Betrieb angekommen, sollte versucht werden, das Risiko eines vorzeitigen Abbruchs so klein wie möglich zu halten. Entgegen der meisten Erwartungen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bewerber und Betrieb direkt exakt zusammenpassen, sehr gering. Es ist viel mehr die Aufgabe des Betriebs, eine Passung herzustellen, statt sie vorauszusetzen. Es sind vor allem die Interaktionen im Betrieb, die den Ausschlag dafür geben, ob eine Ausbildung erfolgreich verläuft oder vorzeitig gelöst wird. Im Auftrag der SHK-Innung Berlin wurde daher eine Studie verfasst, die Maßnahmen gegen Ausbildungsabbrüche untersucht hat. Die Ergebnisse lassen sich grundsätzlich sicherlich auch auf alle anderen Handwerke übertragen:



"Unsere Arbeit im Modellprojekt „Ausbildung stärken – Nachwuchskräfte binden“ zeigt, dass es zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen nicht vordergründig darum gehen kann, Passungsprobleme zu vermeiden. In der aktuellen gesellschaftlichen Situation optimale Passungen zu finden, ist kaum möglich. (...) Stattdessen wäre der Versuch zu unternehmen, Passungenherzustellen. Es sind die dynamischen Ausbildungsinteraktionen,  die den Ausschlag dafür geben, ob ein Vertrag vorzeitig gelöst und/oder eine Ausbildung abgebrochen wird."



Was bedeutet es nun, Passungen herzustellen? Grundsätzlich wird eine Passung hergestellt, wenn beide Seiten willens sind, den formalen Ausbildungsvertrag zu erfüllen und die informellen Selbstverpflichtungen einzuhalten.

Im Handlungsfeld „Onboarding und Probezeit“ wurde die Ambivalenz von Ausbildung und Tagesgeschäft als Herausforderung für den Ausbildungseinstieg festgestellt. Eine Führung durch den Betrieb und eine Willkommensmappe, in der alle Ansprechpartner/-innen und wichtigen Informationen (bspw. für den Krankheitsfall) enthalten sind, können sich als sehr sinnvoll erweisen. Auch eine Werkzeug- und Materialkunde in den ersten Wochen der Ausbildung kann den Einstieg erleichtern.
Das Handlungsfeld „Ausbildungsorganisation und Lernpraxis“ ist durch eine Diskrepanz zwischen fachlichem und methodischem Wissen und Können gekennzeichnet. Mit einer Schulung für Ausbilder/-innen unterstützen wir die Weiterbildung im Bereich Wissensvermittlung. Ausbilder lernen, ihre eigene Rolle wahrzunehmen, u. a. als Fachkraft, Fördererr, Vertrauensperson, Motivator und Vorbild.
TextInnerhalb des Handlungsfelds „Wertschätzung und Gleichberechtigung“ treten deutlich die Unterschiede zwischen den Generationen zutage, die ein nicht unerhebliches Konfliktpotential bergen. Neben der Schulung für Ausbilder/-innen, die das Thema aufgreift, ist es auch wichtig, sich den Kontextbedingungen von Ausbildung besser bewusst zu werden (wie die Generation Z).
 

Weitere Informationen zu diesem Thema haben wir Ihnen hier zum Download zusammengestellt.







Service Ihrer Handwerkskammer

Selbstverständlich können Sie sich auf Ihre Mitgliederorganisation verlassen. Wir beraten Sie zu allen wichtigen Fragen in pucto Ausbildung und bieten Ihnen ein umfangreiches Service-Angebot. Kommen Sie auf uns zu und sprechen Sie uns an!



Nachwuchsgewinnung und Ausbildungsplatzvermittlung

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Ausbildungsplatzvermittlerin

Tel. 05121 162-182

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