Konjunkturbericht

Im Gespräch mit HWK-Hauptgeschäftsführerin Ina-Maria Heidmann: ein kurzer Blick zurück, ein motivierter Blick nach vorn.2022: Ein Jahr des Handwerks

Frau Heidmann, wie haben Sie 2021 für das Handwerk erlebt?

Ina-Maria Heidmann: Die 7.700 Betriebe und die über 55.000 Beschäftigten des Südniedersächsischen Handwerk haben in den Jahren 2020 und 2021 bewiesen, dass sie mit schwierigen Situationen umgehen können. Das Handwerk ist systemrelevant, diszipliniert und stabil. Große Teile des Handwerks haben auch 2020 komplett durchgearbeitet und die Versorgung der Bevölkerung unaufgeregt sichergestellt. Gerade im Bau- und Ausbauhandwerk sowie in vielen anderen Gewerken hat sich die Konjunktur im Jahresverlauf deutlich erholt. Dennoch war das Bedürfnis nach Beratung auf Seiten der Mitglieder enorm. Welche Vorschriften gelten wie, wann und wo? Wo bekomme ich dieses Formular her, wo und wie stelle ich jenen Antrag? Warum gilt dies hier und etwas Anderes dort? Bitte helfen Sie mir! Das hat die Handwerkskammer getan, gefühlt rund um die Uhr. Noch nie hat das Südniedersächsische Handwerk seine Kammer so stark in Anspruch genommen. Noch nie war es bei allen Schwierigkeiten für uns befriedigender, in einer Zeit voller Fragezeichen Orientierung geben zu können.



Welche Entwicklung erwarten Sie für 2022?

Heidmann: Auch wenn die Konsumfreude der Verbraucher im Jahr 2022 stabil bleiben dürfte, so steigt angesichts der offenbar deutlich ansteckenderen Omikron-Variante die Sorge vor erneuten Einschränkungen. Ein ansteigendes Infektionsgeschehen birgt zudem das Risiko verstärkter Personalausfälle, was sich für Handwerkskunden negativ auf die Wartezeiten und Auftragsabwicklung auswirken könnte. Wir haben 2021 eine voraussichtliche nominale Umsatzentwicklung von plus zwei Prozent. Für 2022 rechnen wir mit dreieinhalb Prozent. Außerdem ist damit zu rechnen, dass die Bauinvestitionen weiter zulegen werden, insbesondere im Wohnungsbau und in der energetischen Sanierung. Ohne das Handwerk und seine gut ausgebildeten Mitarbeiter wird Deutschland seine ehrgeizigen Klimaziele nicht erreichen können.



Welchen Einfluss hat die Pandemie auf das Handwerk?

Heidmann: Schwer angeschlagen waren in den besonders harten Phasen der Krise vor allem unsere Friseur- und Kosmetikbetriebe, die von den Schließungen direkt betroffen waren. Aber auch unsere Handwerke mit Ladengeschäften, wie im Kfz- und Zweirad-Bereich, die Gold- und Silberschmieden, Uhrmacherbetriebe, Schneidereien und die Gesundheitshandwerke. Ins Handwerk gepfuscht hat Corona außerdem Zulieferern in der Gastronomie, Hotellerie und Veranstaltungsbranche, wie zum Beispiel Brauereien sowie Bäckereien, Konditoreien und Fleischereien, deren Kerngeschäft das Catering ist. Reinigungen, Wäschereien, Fotografen oder im Messebau tätige Gewerke hatten es ebenfalls sehr schwer. Und letztendlich auch die Bau- und Ausbaugewerke, deren Auftragsbücher zwar gut gefüllt waren und sind, denen aber steigende Baumaterialpreise, Lieferengpässe und steigende Energiepreise zu schaffen machen.



Welche Wirkung hatten "Coronahilfen" und werden evtl. weiterhin welche benötigt?

Heidmann: In den stark betroffenen Bereichen sind die Corona-Hilfen existentiell. Dies zeigt, dass die Maßnahmen zur Haltung von Personal, wie z.B. Kurzarbeit, aber auch liquiditätsfördernde Zuschüsse, Darlehen sowie Sozialversicherungs- und Steuererleichterungen wichtige und wirksame Instrumentarien der Politik waren und sind.



Wie steht es um Themen wie Fachkräftebedarf und Ressourcenmangel im Handwerk?

Heidmann: Der Fachkräftebedarf im Handwerk ist weiterhin groß. Gesucht werden vor allem Fachkräfte und Azubi. Die Zahl der neueingetragenen Lehrverhältnisse im Handwerk ist erfreulicherweise gegenüber dem ersten Corona-Jahr zwar wieder um 10 Prozent gestiegen und erreicht stabil das Vor-Krisen-Niveau. Die großen politischen Ziele können nur mit qualifizierten Beschäftigen in unseren Betrieben umgesetzt werden. Wir werden es daher im Rahmen unserer Interessenvertretung weiterhin kontinuierlich an die Politik herantragen, um sinnvolle Unterstützungsmaßnahmen zu erreichen und der beruflichen Bildung zu mehr Ansehen zu verhelfen.

Heidmann_Ina-Maria

Zur Person

Die Juristin mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Steuerrecht machte 1995 den Schritt in die Handwerksorganisation: Als Hauptabteilungsleiterin der Handwerkskammer Dresden. Seit dem 01. Juli 2011 ist Heidmann Hauptgeschäftsführerin der  Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. In beiden Kammern stellte Sie die Haushalte auf die  kaufmännische Buchführung um und brachte sie damit auf eine Ebene mit den Betrieben. Dies ermöglicht mehr Transparenz und ein Controlling von denen, die den Beitrag bezahlen.



Bei Presseanfragen und wenden Sie sich gerne an:

Stefan Pietsch

Teamleitung Kommunikation und Kursmanagement
Pressesprecher

Tel. 05121 162-159

Fax 05121 703432

stefan.pietsch--at--hwk-hildesheim.de

Yannik Herbst

Referent für Politische Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit
Stellv. Pressesprecher

Tel. 05121 162-208

Fax 05121 703432

yannik.herbst--at--hwk-hildesheim.de